€ 14,95
Preise inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten
Bitte beachte den Mindestbestellwert in Höhe von € 25,00
Ende des 20. Jahrhunderts erregte in den USA ein Fall Aufsehen, in dem eine Herzpatientin nach der Einpflanzung eines Spenderherzens von merkwürdigen Bildsequenzen gequält wurde. Es stellte sich heraus, dass es Szenen aus dem Leben des Organspenders waren, der gewaltsam ums Leben gekommen war. Fälle wie diese legen die Annahme nahe, dass menschliche Organe auf irgendeine Weise eine Prägung erhalten, die bei ihrer Weiterverpflanzung offensichtlich erhalten bleibt und übertragen wird. Sollte diese Annahme zutreffen, stellen sich eine Reihe von schwerwiegenden Fragen. Hans Stolp weist in seinem Buch nach, dass das Thema „Organspende“ in der gesellschaftlichen Diskussion um eine Dimension ergänzt werden muss.
ISBN: 9783861910770Hersteller-ID: L3090
160 Seiten, Klappenbroschur
Buchempfehlung
Dr. Ruediger Dahlke
Liebe Leserinnen und Leser
Das ist kein bequemes und auch kein angenehmes, aber ein umso wichtigeres Buch, greift es doch eines unserer größten Tabu-Themen auf, die Organspende und darüber hinaus das Loslassen und den Tod. Und das in einer verantwortlichen und überaus kompetenten Art und geradezu weise. Lesend habe ich mich auch noch bei Tabus und Denkbeschränkungen erwischt, ich der ich mit „Wir sterben und leben weiter“ und „Die Liste vor der Kiste“ selbst schon zwei Bücher zum Sterben veröffentlicht habe.
Ich hatte als Arzt bisher nicht viel mit dem Thema Organspende zu tun, zum Glück, möchte ich jetzt anhängen. Bei Fragen zur Organspende nach Vorträgen habe ich mich oft mit saloppen Bemerkungen aus der Affäre gezogen, nach dem Motto: Verschenken Sie ihr Herz lieber so lange sie noch leben und dafür öfter.
Ich hörte natürlich auch schreckliche Geschichten von entsetzten Angehörigen, die ihren ausgeschlachteten Angehörigen das Elend ihrer letzten Nacht angesehen hatten. Und ich weiß natürlich, dass die Hirntod-Geschichte auf schwachen Beinen steht. Menschen, die ins eiskalte Wasser gefallen sind oder nach Barbiturat-Vergiftungen, können ein Null-Linien-EEG haben und trotzdem und gar nicht selten wieder völlig intakt zurückkommen. Auch gibt es schreckliche Geschichten, wo Spender kurz vor der geplanten Ausweidung doch gerade noch rechtzeitig aufgewacht sind. Hans Stolp bringt sie und noch mehr.
Andererseits warnte ich all die Kritiker, die sich weder ein Organ einpflanzen lassen noch eines spenden wollten, was sie wirklich täten, wenn sie die Wahl zwischen Blindheit und Hornhaut hätten. Und dachte, ich würde die Hornhaut nehmen und sie wohl auch.
Dann landete ein Seminarteilnehmer auf der Warteliste von EUROTRANSPLANT für eine Niere und blieb da über fünf Jahre hängen ... was für ein Elend. Dann bekam er ein ideal passendes Organ, was für eine Erleichterung und Freude. Dann sah ich ihn das erste Mal wieder und dachte, er habe einen Pubertätsschub erlitten: er sah natürlich viel besser aus, hatte aber nun auch lockige blonde Haare. Das fand ich dann doch übertrieben. Als er mir sagte, das seien nicht seine, dachte ich zuerst an eine Perücke, aber es waren die des Spenders. Er hatte ihn – vor lauter Betroffenheit – ausfindig gemacht und auf Bildern seine neuen Haare wiedererkannt.
Das gab mir doch sehr zu denken und Hans Stolps Buch brachte das Fass zum Überlaufen mit seinen einfühlsamen bis in spirituelle Dimensionen reichenden Erklärungen.
Eigentlich ist es alles sehr klar: Mediziner schwächen die Abwehrkraft des Empfängers so sehr, dass sich das neue Organ leichter in der neuen Umgebung durchsetzen kann mit allem, was es so mitbringt. Wer das zu Ende denkt, wird plötzlich vieles verstehen und anders sehen.
Lesend habe ich mich diesem Prozess unterzogen und das sollte sich in meinen Augen niemand in dieser modernen Welt mit ihren letztlich haarsträubenden Möglichkeiten ersparen, genauso wenig wie dieses über alle Maßen wichtige Buch.
Wer das also tut, wird sein und das Leben danach noch mehr schätzen.
Ich danke dem niederländischen Theologen Hans Stolp für diese überfällige Aufklärung, die er mir da vermittelt hat und hoffentlich Ihnen bald auch. So erschreckend es über Strecken sein mag, so beglückend ist es letztlich, und ein Glück für uns, dass es ein Holländer geschrieben hat mit diesem ganz anderen, viel entspannteren Verhältnis zum Sterben, und ein Theologe, der so einen selbstverständlichen Zugang zu (s)einem spirituellen Christentum hat.
Ihr
Ruediger Dahlke