Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ein spannendes Buch für alle, die sich für die Entstehung von Krankheit interessieren: Gerald Hüther verpasst – in seiner gewohnt brillanten Klarheit – der Pathogenese eine psychosomatische Basis, die sich aus seelischen, schon in der Kindheit beginnenden Verfehlungen und neurobiologischen Reaktionen unseres Gehirns ergibt. Nähmen wir Kinder so an, wie sie sind, damit die sich zugehörig und geborgen fühlen und frei, ihren eigenen Impulsen mutig zu folgen, wäre alles gut und das Zusammenspiel von Seele, Körper und Gehirn bliebe bei minimalem Energie-Verbrauch gesichert. Diese Situation nennt Antonowski, der Begründer der Salutogenese, Kohärenz. Sie bleibt erhalten, solange wir auftretende Herausforderungen 1. verstehen, 2. darauf reagieren und 3. das Ganze in unseren Lebenszusammenhang integrieren können.
In der modernen, von Wettbewerb und Konkurrenz geprägten Welt, kamen die meisten von uns nicht in den Genuss solcher Akzeptanz und lernten, um gemocht zu werden, Erwartungen zu erfüllen. Dem 1. Grundbedürfnis der Zugehörigkeit zuliebe, mussten wir das 2. Grundbedürfnis nach Freiheit hintan stellen. Das verursacht Inkohärenz mit Chaos und erhöhtem Energie-Bedarf. Um das zu überstehen, lernten wir, unsere Bedürfnisse zu ignorieren und die Warn-Signale des Körpers zu überhören – und das macht uns krank. Hüther hat uns längst erklärt: das Elend der Inkohärenz beginnt, sobald wir uns nicht mehr als Subjekte, sondern als Objekte wahrnehmen und behandeln. So verlieren wir unsere (Menschen-)Würde, führte er später aus. Jetzt holt er uns ab, wo wir stehen und es alle verstehen: lieblose Behandlung ist der Auslöser. Und der Ausweg erscheint plötzlich leicht und einfach: uns selbst und andere wieder liebevoll behandeln.
Eine liebevolle Lösung für ein überaus liebenswürdiges Buch.
Ihr
Ruediger Dahlke